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Kaltluftseen

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Wer schon einmal campen war und sein Zelt in einem Tal aufgeschlagen hat, wird sobald es dunkel wird wohl ziemlich gefroren haben. Und das beschränkt sich nicht nur auf den Herbst, nein, es kann einem sogar im Sommer passieren. Doch warum wird es in Tälern eigentlich so schnell eisig kalt? Der Grund liegt tatsächlich nicht nur daran, dass die Sonne in Tälern weniger intensiv scheint, da man sich häufig im Schatten befindet. Der viel wichtigere Grund ist, dass sich sogenannte Kaltluftseen" bilden. Ansammlungen kalter Luft, welche in der Bodensenke verweilen. Wenn die Sonne untergeht, fängt die Erdoberfläche schnell an, sich abzukühlen. Und da kalte Luft schwerer ist, als warme, beginnt diese, in die Niederungen zu strömen und dort die wärmere Luft zu verdrängen. In Tälern und großen Mulden im Flachland, sehr häufig allerdings auch in Vertiefungen im Gebirge, bilden sich dann die Kaltluftseen. In den Bergen ist dabei der Temperaturunterschied sehr viel extremer und der Kaltluftsee kann sogar über mehrere Tage bestehen bleiben, obwohl sich diese im Normalfall kurz nach Sonnenaufgang aufzulösen beginnen. Temperaturstürze um bis zu 20 Grad innerhalb weniger Stunden sind dann keine Seltenheit und auch die Tiefsttemperaturen sind hier extrem niedrig. So wurde die tiefste bisher gemessene Temperatur in Deutschland mit -45,8°C in einem solchen Gebirgs-Kaltluftsee gemessen. Diese extremen Temperaturen führen auch dazu, dass die Dolinen und Uvalen (andere Namen für speziell geformte Senken), in denen sich die Kaltluftseen ausbilden, über eine ganz eigene Flora und Fauna verfügen. Bäume können in ihnen häufig nicht mehr wachsen, sodass sich nicht nur eine obere Baumgrenze, sondern auch eine untere ausbildet. Größere Tiere meiden diese Region meistens, doch spezielle Kleintierarten, welche evolutionär bedingt mit den niedrigen Temperaturen zurechtkommen, haben die Kaltluftseen zu ihren Refugien erwählt. Auch spezielle Pflanzenarten kommen nur dort oder in weitaus kälteren Regionen vor.Im Flachland und in den Mittelgebirgen treten die Kaltluftseen hingegen hauptsächlich in Flusstälern auf und sind ein Grund dafür, dass sich dort im Herbst und Winter vermehrt Nebel bildet. Die warme Wasseroberfläche verdampft nämlich konstant Wasser in die darüber liegende Luft. Diese kühlt jedoch aus und kann den Wasserdampf bei der niedrigeren Temperatur nicht mehr halten. Er wird auskondensiert und bildet Nebel.

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